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Mediziner und CDU-Stadtrat Dr. Ritter: "Die Schädlichkeit von Mobilfunksendern ist nicht strittig"

Quelle: Wertheimer Zeitung, 17.07.2002

Sendemast am Krankenhaus:
»Der hat da nichts zu suchen«

17 Mobilfunksendeanlagen in Stadt und Ortschaften - Infos über Gefahren im Rat

Wertheim. »Natürlich sind Handys heute kaum mehr wegzudenken. Trotzdem müssen wir uns darüber klar sein, dass die Schädlichkeit von Elektrosmog wohl außer Frage steht.« Heiko Albrecht, Fraktionsvorsitzender der CDU im Wertheimer Gemeinderat, warnte in der Sitzung am Montag davor, mit dem Thema Mobilfunksendeanlagen zu leichtfertig umzugehen.

»Schon im Hinblick darauf, dass im Ausland die Emissions-Grenzwerte viel niedriger liegen als in Deutschland, ist die Entwicklung in unserem Land und das Ergebnis der im Moment laufenden Studien eine höchst interessante Angelegenheit«, sagte Albrecht.

Und wenn die rechtliche Möglichkeit bestehe, dann sollte die Stadt die Aufstellung weiterer Mobilfunksendeanlagen zumindest so lange »restriktiv behandeln«, bis die Ergebnisse der vom baden-württembergischen Umwelt- und Verkehrsminister Ulrich Müller veranlassten Funkwellenmessungen vorlägen.

»Nicht in der Nähe von Schulen«

SPD-Stadtrat Thomas Kraft bat die Verwaltung, bei den Verantwortlichen »zumindest darauf hinzuwirken«, dass in der Nähe von Einrichtungen wie Kindergärten, Schulen und Krankenhaus keine Anlagen aufgestellt werden. So gebe es zum Beispiel ganz in der Nähe des Wertheimer Krankenhauses in der Carl-Roth-Straße einen Sendemast, der da ganz bestimmt nicht hingehöre. »Wir müssen versuchen, zumindest Einrichtungen, in denen Kranke und Kinder verkehren, von Elektrosmog so weit wie möglich zu verschonen und ansonsten sehen, was bei den Studien herauskommt«, fasste er zusammen.

»Schädlichkeit ist nicht strittig«

»Die Schädlichkeit der Strahlen von Mobilfunksendeanlagen ist nicht strittig. Strittig ist nur die Frage: Wieviel hält der Mensch aus?« Der Allgemeinmediziner und CDU-Stadtrat Dr. Wolfgang Ritter verurteilte »die verharmlosende Art der Bundesaufsichtsbehörde«, was dieses Thema angehe. Außerdem warnte er Eltern vor den Gefahren, die sich durch die seit neuestem angebotenen Kinderspiele auf dem Handy ergäben: »Hat ein Handy im Ruhezustand eine ganz geringe Sendeenergie, so steigert sich diese bei Langzeitgebrauch in geschlossenen Räumen ins Ungeheure«, gab er zu bedenken.

»Wir werden die Dinge auch künftig sorgfältig angehen. Aber die Genehmigung für die Anlagen muss erteilt werden, wenn die rechtlichen Voraussetzungen gegeben sind«, machte Wertheims Oberbürgermeister Stefan Gläser den eingeschränkten Spielraum einer Kommune in dieser Sache deutlich.

Im Stadtbereich Wertheim gibt es zurzeit insgesamt sechs Standorte mit sechs Mobilfunksendeanlagen, in den Ortschaften außerdem sieben Standorte mit elf Sendeanlagen. Darüber informierte die Verwaltung den Wertheimer Gemeinderat am Montag auf Antrag der CDU-Fraktion.

So stehen im Solon-de-Provence-Ring zwei und jeweils eine Anlage in der Carl-Roth-Straße, der Ernst-Abbe-Straße, dem Berliner Ring und der Bestenheider Landstraße. In den Ortschaften sind die Sendeanlagen auf die Standorte Tiefer Weg in Nassig, Geißberg in Reicholzheim, Unterer Berg in Mondfeld, Rüdenholz in Waldenhausen, Suhle in Lindelbach, Neuberg in Höhefeld und Am Heidweg in Kembach verteilt.

Kein Geheimnis mehr

Möglich wurde diese Bestandsaufnahme nur durch die abgeschlossene »Vereinbarung über den Informationsaustausch und die Beteiligung der Kommunen beim Ausbau der Mobilfunknetze« zwischen dem Deutschen Städtetag, dem Deutschen Landkreistag, dem Deutschen Städte- und Gemeindebund und DeTeMobil, Deutsche Telekom MobilNet GmbH, E-Plus Mobilfunk, Group 3G, Mannesmann Mobilfunk GmbH, MobilCom Multimedia GmbH und VIAG Interkom. Danach müssen nun alle Mobilfunksendeanlagen gemeldet werden. sp

Kommentar von Prof. Dr. med. R. Frentzel-Beyme:

Die Ausführungen von Dr.med.Ritter, Wertheim, sind zutreffend. Wie in der Rinderstudie sind biologische Effekte beim Menschen unstrittig, man kann nicht immer sicher beurteilen, wie kumulativ und wie schädlich diese Effekte sind, was aber Anlass zur Vorsorge sei muss, weil geschwächte oder in der Entwicklung befindliche Organismen bei Dauereinwirkungen schädliche Folgen der biologischen Effekte zeigen
können.

Kurzkommentar der Elektrosmognews: Vom Melden alleine ändert sich nichts... Auf das Ergebnis der Messungen muß man nicht gespannt sein. Überall in Deutschland werden die Grenzwerte für Mobilfunksender unterschritten. Diese wurden ja extra so hoch gewählt, damit die Industrie freie Hand hat. Mit vorbeugendem Gesundheitsschutz hat das jedoch nichts zu tun - immer mehr Krankheitshäufungen treten auf und zwar weit unterhalb der thermischen Grenzwerte.

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