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Verbraucherzentrale Niedersachsen warnt vor Gesundheitsgefahren durch Handys

Quelle: Rheinpfalz Online, 23.03.2002

Bei Handy-Kauf bleibt Strahlung oft im Dunkeln
 
Verbraucherschützer warnen vor möglichen Gesundheitsgefahren durch Mobiltelefone - Grenzwert-Angaben meist nur versteckt
   
HANNOVER. Wer zu lange per Handy telefoniert, kann nicht nur heiße Ohren bekommen: Kritische Experten warnen seit langem vor den möglichen Folgen zu hoher Strahlenbelastung - besonders bei jungen Menschen. Beim Gerätekauf raten sie deshalb, auf niedrige Grenzwerte zu achten. Doch diese in Erfahrung zu bringen, ist meist nicht einfach - obwohl die Hersteller inzwischen zumindest bei neuen Mobiltelefonen dazu Angaben machen. Selbst manche Verkäufer in Handy-Läden wissen nicht einmal genau, was sich hinter der Abkürzung SAR verbirgt. Sie steht für die "Spezifische Absorptionsrate", die aussagt, welche Energiemenge aus dem elektromagnetischen Feld von einer bestimmten Menge Körpergewebe pro Zeiteinheit aufgenommen wird.

Angegeben wird sie in Watt pro Kilogramm (W/kg). Gemessen wird nach sechsminütigem Telefonieren, erklärt Petra Kristandt, Umweltreferentin bei der Verbraucher-Zentrale Niedersachsen (VZN) in Hannover.

Dass die Absorption starker hochfrequenter Felder zu einer Überhitzung des betroffenen Gewebes führen kann, sei wissenschaftlich unumstritten, warnt die VZN. Besonders gefährdet seien die Augen und verschiedene Bereiche des Gehirns. Der fürs D-Netz zulässige Grenzwert von 2 W/kg liegt den Verbraucherschützern viel zu hoch. Sie empfehlen, unbedingt auf einen SAR-Wert von weniger als 0,25 W/kg zu achten. Diesen hätten bei einer Untersuchung aber noch nicht einmal 5 Prozent von 259 ausgewerteten D-Netz-Handys erreicht: "Das Gros lag über 0,5 oder gar 1 W/kg."

Seit Oktober 2001 wird der SAR-Wert zwar in Betriebsanleitungen neuer Handy-Modelle genannt. Doch die würden in der Regel erst nach dem Kauf gelesen, kritisiert auch Ralf Schmidt vom bundesweiten Verein "Verbraucher-Initiative" in Berlin. Und überdies stehe die Angabe nur ganz klein, "relativ gut versteckt in den allgemeinen technischen Hinweisen". Auch auf den Internet-Seiten der Firmen finde man sie oft nur, "wenn man ewig lange sucht", moniert Kristandt, die zudem nähere Erläuterungen dazu vermisst: "Die Verbraucher werden meist im Unklaren gelassen." Bei Gesprächen, die sie auf der Cebit mit Vertretern der fünf großen Handy-Hersteller führte, habe man sich nur bei Siemens aufgeschlossen gegenüber der Problematik gezeigt.
Schon lange mahnt die Verbraucher-Initiative die Einführung eines Handy-Labels an. Die Kennzeichnung sollte nicht nur auf der Verpackung, sondern auch auf dem Gerät selbst erfolgen, meint Schmidt. Ganz wichtig sei es dabei, die Leistung des Handys in Bezug zum SAR-Wert zu setzen. Ermittelt wird jener nämlich stets bei voller Sendeleistung, wie die Verbraucher-Zentrale erläutert. Diese aber hänge in der Praxis unter anderem vom Abstand des Telefonierenden zur nächsten Mobilfunk-Basisstation ab: "Ist der Abstand groß, wird die Leistung hoch geregelt, ist er niedrig, wird sie abgesenkt." Erhöht werden müsse sie außerdem, wenn sich viele Strahlung absorbierende Hindernisse auf der Strecke befinden.

Einen wichtigen Hinweis gibt die VZN auch zum Vergleich der Strahlung verschiedener Mobiltelefon-Modelle, wenn man sich beispielsweise an Tests in Fachzeitschriften orientieren will. Der SAR-Wert kann nämlich auch fürs gleiche Gerät unterschiedlich ausfallen - je nachdem, welche Institution die Bewertung vornimmt, oder deswegen, weil andere Messanordnungen oder Frequenzen zugrunde liegen. Einen Überblick vermitteln Testresultate auf verschiedenen Internet-Seiten.
Bei der Verbraucher-Zentrale in Hannover gibt's darüber hinaus ausführliche Informationen und Tipps zum Thema Mobilfunk und Gesundheit. Wie das Bundesamt für Strahlenschutz rät auch sie zuallererst grundsätzlich: Wenn's möglich ist, lieber übers Festnetz als mit dem Handy telefonieren: "Das ist nicht nur billiger, sondern auch sicherer."

Kommentar der Elektrosmognews: Nur brechen leider schon bei einem SAR-Wert von 0,002 DNA-Stränge (Motorola-Forschung). Außerdem gibt es viele Handynutzer, die länger als 6 Minuten am Tag telefonieren. Und die vielen unfreiwilligen Passivtelefonierer, die gezwungen werden, sich 24 Stunden am Tag, 7 Tage, die Woche, 365 Tage im Jahre, von den Mobilfunk-Basisstationen bestrahlen zu lassen. Wie heißt es in der Anti-Mobilfunk-Hymne: Leben wir nicht in Deutschland, einer Demokratie? Zweifel hieran sind immer angebrachter.

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