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Schwanewede: Massive Bürgerproteste gegen Mobilfunksender

Aus: Weser-Kurier/Osterholzer Kreisblatt, 20.12.2001

Bürgerproteste gegen Funkmasten

Schwaneweder Verwaltung reagiert: Forum soll Fragen klären / Kataster geplant

Von Gabriela Keller

Schwanewede. Die Angst geht um in den Einfamilienhäusern in und rund um den Wohnpark Trenthöpen. „Was kommt da auf uns zu?“, fragen sich besorgte Bürger. Aufgeschreckt haben sie Pläne der Mannesmann Mobilfunk GmbH. Die nämlich möchte auf einer Wiese östlich der Straße Trenthöpen einen Funkmast errichten und hat dazu eine Anfrage an die Gemeinde gerichtet.
Dass ihnen da etwas vor die Haustür gesetzt werden könnte, was sie nicht haben wollen, davon erfuhren die Bürger erst durch eine amtliche Bekanntmachung über die heutige Sitzung des Ortsrates Schwanewede. Da steht der Funkmast auf der Tagesordung. „Wir sind gegen den Standort, weil er viel zu nah an der Wohnbebauung liegt“, lehnen die Anwohner die Anlage ab. „Bei einem so brisanten Thema sollte die Bevölkerung im Vorfeld besser aufgeklärt werden“, kritisieren die Bürger. Unkenntnis schürt Furcht: „Wir werden rund um die Uhr der Strahlung ausgesetzt sein“, meinte eine Anwohnerin. Es gebe viele offene Fragen: Was ist das für eine Anlage? Wie hoch ist die Sendeleistung? Wie sieht es mit dem Abstrahlwinkel aus? „Darüber wollen wir kompetente Auskunft haben“, fordert ein Anwohner der Straße Trenthöpen.
Die Bürger in Trenthöpen sind aktiv geworden. Eine Anwohnerin aus dem Grasberger Weg legte schriftlich Einspruch bei der Gemeinde ein. Es sei „nicht auszuschließen, dass gravierende gesundheitliche Schädigungen durch die hohe Strahlenbelastung zu befürchten sind“, heißt es darin. Auch der Wohnwert und die Qualität der Immobilie könnten sinken. Seit Freitag werden Unterschriften gegen den Funkmast gesammelt. Bis Montag hatten 70 Bürger unterschrieben. Die Liste soll heute abend auf der Sitzung des Ortsrates übergeben werden.
Auch in Gesprächen mit Gemeindebürgermeister Harald Stehnken und Ortsbürgermeister Martin Grasekamp haben einzelne Bürger ihre Bedenken vorgetragen. Er habe am Wochenende viele Anrufe besorgter Bürger bekommen, bestätigt Gemeindebürgermeister Harald Stehnken. Nicht nur in Trenthöpen, auch im benachbarten Dreienkamp-Gebiet regt sich Widerstand. Der Bürgerprotest kann jetzt einen ersten Erfolg verbuchen. Auf der Ratssitzung am Montagabend kündigte Stehnken an, dass in puncto Bürgerbeteiligung ein neuer Weg eingeschlagen werden soll. Am 21. Januar wollen sich Stehnken und Ortsbürgermeister Martin Grasekamp mit den Sprechern von Bürgerinitiativen zusammensetzen.
Für den Februar ist ein Forum für die Großgemeinde Schwanewede geplant. Neben Anlagenbetreibern und Baufachleuten sollen dazu die Bürgermeister, Ortsvorsteher und Bürger der betroffenen Ortschaften eingeladen werden. Schwanewede ist nicht die einzige Ortschaft, in der ein Mobilfunkmast errichtet werden soll. Anfragen gibt es auch für eine Anlage in Beckedorf und zwei Masten in Neuenkirchen. Dort befassten sich bereits die Ortsräte mit dem Thema.
„Es wird noch mehr Anträge geben“, so Stehnken. Um das Thema in den Ortsräten nicht jedes Mal wieder neu diskutieren zu müssen, sollen auf der Gemeindeveranstaltung ein für alle Mal grundlegende Fragen von Bürgern, Politik und Verwaltung geklärt werden. „Hier sollen alle Informationen auf den Tisch“, verspricht Stehnken eine lückenlose Aufklärung. „Wir als Verwaltung wollen Klarheit haben: Was wollen unsere Bürger? Welche Erwartungen hat die Politik?“ Das Ganze soll nach seinen Vorstellungen in ein Funkmasten-Kataster münden – eine Art Generalplan über mögliche Standorte und Alternativen, der vom Planungsausschuss zu entwickeln wäre. Eine Idee, die von der Grünen-Ratsfrau Dörte Gedat bereits im Sommer ins Gespräch gebracht, aber bis jetzt nicht weiter verfolgte worden war.
Mit dem geplanten Forum rennt die Gemeinde beim Schwaneweder Ortsbürgermeister Martin Grasekamp offene Türen ein. Er habe bereits im Vorfeld der Ortsratssitzung für eine vernünftige Bürgerbeteiligung plädiert. Deshalb will er dem Ortsrat heute Abend vorschlagen, eine Entscheidung in der Frage Funkmast Trenthöpen zu vertagen. Das Thema soll erst nach dem Forum wieder auf die Tagesordnung.

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