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EU-Kommission bestätigt athermische Wirkungen durch Mobiltelefone

Quelle: C309E/178 Amtsblatt der Europäischen Gemeinschaften vom 12.12.2002, gefunden von Bernd Schreiner, Elektrosmognews Thüringen (www.stoppschild.de)

Antwort des EU-Forschungs-Kommissars Philippe Busquin auf eine Anfrage von Mihail Papayannakis

In einer Antwort auf eine Anfrage des Abgeordneten Mihail Papayannakis hat der EU-Forschungs-Kommissar Philippe Busquin bestätigt, dass von Mobiltelefonen unterhalb der zulässigen Grenzwerte athermische Wirkungen ausgehen. Der Kommissar betonte jedoch, dass das nicht bedeuten müssen, dass diese Wirkungen für den Menschen auch schädlich seien und dass hierfür "mehr Forschung" erforderlich sei und die EU-Kommission die Angelegenheit jedoch "regelmäßig überprüfen" werde.

Zum Zeitpunkt der Aussage Busquins lagen jedoch zahlreiche weitere inzwischen erschienene Studien noch nicht vor (Burch, Stopczyk, Mashevich, Salford), so dass es unserer Meinung jetzt allerhöchste Zeit für eine neue "Überprüfung" ist.

Am 28. Januar 2003 fand im Ausschuss des Europäischen Parlaments für Industrie, Außenhandel, Forschung und Energie eine Anhörung statt.

Unter anderem durfte dabei der scheidende Vodafone Chef Gent für sein Unternehmen werben.

Eine beeindruckende PR-Show lieferte Juan Represa ab. Der bekannte spanische Industrielobbyist, wissenschaftlicher Berater und Professor der Universität Valladolid präsentierte ein unhaltbares Sammelsurium aus pseudowissenschaftlichen Scheinargumenten, die beweisen sollten, wie harmlos Mobilfunk ist. Herr Represa ist seit Jahren als "unabhängiger Berater" für die Mobilfunkindustrie tätig. Von ihm stammen Aussagen wie:

"If the antennas were the cause then, taking into account the number across Spain, we
would have hundreds of thousands of cases of cancer."

"Wenn die Antennen die Ursachen wären, dann müßten wir schon Hunderttausende Krebsfälle haben, wenn man die Anzahl der Antennen in Spanien berücksichtigt."

Quelle hierfür: http://forums.cloud-busters.com/New%20Member%20Forum/2754/1/

Represa unterschlägt dabei elegant, dass:

- Krebserkrankungen Latenzzeiten von mehreren Jahren bis Jahrzehnten haben
- Mobilfunk flächendeckend erst seit wenigen Jahren existiert
- bereits eine Vielzahl von Leukämie- und Gehirntumorhäufungen existieren, die im Verdacht stehen, durch Mobilfunkantennen verursacht worden zu sein
- beispielsweise bei ionisierender Strahlung (Atombomben, Reaktorunfälle) ein kleiner Teil der Leukämie-Erkrankungen bereits nach kurzer Zeit auftritt, gefolgt von größeren Gruppen von Leukämie- und anderen Krebserkrankungen
- die Dosis (Spitzen- und Durchschnittsbelastung) wohl eine entscheidende Rolle dabei spielt, welche Gruppen stärker betroffen sind
- Kinder und Jugendliche, Alte, Kranke und Schwangere stärker gefährdet sind als gesunde Erwachsene, dies geht aus bisher vorliegenden epidemiologischen Studien bei Rundfunksendern, Daten- und Studiensammlungen sowie Warnungen des deutschen Bundesamtes für Strahlenschutz und des russischen Strahlenschutzkomitees hervor
- die Größe des Risikos somit seriös erst nach einer "Versuchszeit" von mindestens 30 Jahren beurteilt werden kann.

Das PR-Dokument von Herrn Represa kann unter folgender Adresse heruntergeladen und bewertet werden:

http://www.europarl.eu.int/hearings/20030128/itre/represa.pdf

Auf die vielen Fehler in diesem Dokument im einzelnen einzugehen, ist Zeitvergeudung. Interessant ist aber, dass die Zahl der Studien, die angeblich beweisen, dass der heutige Mobilfunk weder Anwohnern von Sendern noch Handynutzern schadet, von "über 20.000" auf nur noch einige Hundert gesunken ist, von denen die Mehrheit keine negativen Effekte gefunden haben soll. Natürlich kommt es dabei darauf an, wonach man sucht und wer die Suche durchführt.

Allein unter www.electric-words.com oder in der Datenbank Pubmed findet man allerdings bereits nach kurzer  Suche sehr viele Studien, die sehr wohl negative Effekte durch Mobilfunkstrahlung gefunden und nachgewiesen haben, viele davon weit unterhalb der geltenden Grenzwerte.

Represa streitet sogar jegliche biologische Effekte unterhalb der Grenzwerte ab, obwohl die Existenz biologischer Effekte wissenschaftlich längst gesichert ist. Selbst die Industrie kommt nicht mehr umhin, dies zuzugeben und argumentiert nur noch in die Richtung, dies müsse aber nicht zwangsläufig Schädlichkeit bedeuten.

Herr Represa beruft sich dabei auch auf Papiere der WHO aus dem Jahre 2000 und vergißt dabei, dass seitdem 3 Jahre vergangen sind, in denen eine Vielzahl besorgniserregender Studien in Fachzeitschriften veröffentlicht wurden.

Ein Beweis für die Unschädlichkeit sind für Herrn Represa auch die Grenzwertempfehlungen von privaten Industrie-Lobby-Vereinen wie ICNIRP oder IEEE.

Man darf auch nicht vergessen, wenn es immer heisst, die WHO empfiehlt oder die EU empfiehlt, dass es sich oft immer um die gleichen Leute handelt, die einer Vielzahl von Organisationen und Verbänden angehören und es auf diese Weise dazu kommt, dass die Industrie sich ihre eigenen Grenzwerte festlegt und bestätigt.

Eine wohltuende Ausnahme war der Vortrag der französischen Epidemiologin Madeleine Bastide, die viele Studien aufzählte, bei denen biologische Effekte nachgewiesen wurden und somit ein realeres Bild des Standes der Wissenschaft nachzeichnete.

Viele Bürgerinitiativen, die engagiert gegen "ihren" Sendemast kämpfen, vergessen, dass die Industrielobbyisten erkennen, was wesentlich ist und Entscheidungsgremien auf nationaler und EU-Ebene mit ihren Leuten besetzen, so dass es letztendlich kein Wunder ist, dass die Grenzwerte noch immer nicht drastisch gesenkt wurden.

Weitere Redebeiträge: http://www.europarl.eu.int/hearings/default_de.htm

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