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Dreieich: Kita und Wohnhäuser stark durch Mobilfunkstrahlung belastet

Quelle: Offenbach-Post, 14.03.2002

Dreieich (ötu) "Mein Sohn geht in die Kita Offenthal, in den letzten Monaten klagt er über diffuse Schmerzen und schläft unruhig." Das werde er jetzt weiter verfolgen, kündigte der Vater des Jungen vorgestern Abend im Burghofsaal an. Er war bei der ersten Informationsveranstaltung, zu der die neu gegründete "BI für umweltverträglichen Mobilfunk, Dreieich/Langen" eingeladen hatte. Vor zwei Wochen hatte die Gruppe erstmals öffentlich von sich reden gemacht, als sie auf die neue Mobilfunkanlage in der Hauptstraße in Sprendlingen hinwies. Im Burghofsaal reichten nun die Stühle nicht aus. Die mehr als hundert Besucher erlebten eine sehr sachliche Veranstaltung, die trotzdem so manchen anschließend sicher nicht ruhig schlafen ließ. Nicht nur der ausführliche Bericht der Baubiologin Brigitta Schröder über die gesundheitlichen Schäden durch die gepulsten Hochfrequenz-Strahlungen der Mobilfunkantennen klang Besorgnis erregend, sie hatte vor der Veranstaltung auch einige riskante Stellen im Stadtgebiet auf Belastungen gemessen.

In der Offenthaler Kita in der Friedhofstraße, wo der Sendeturm auf dem Feuerwehrgebäude gerade mal in zehn Meter Abstand entfernt ist, stellte sie eine Belastung im Außenbereich von 1 400 Mikrowatt pro Quadratmeter fest. Ihr Kommentar dazu: "Bei diesem Wert tut sich eine Menge an Hirnstromveränderungen." Die Stadt Salzburg fordere beispielsweise als Grenzwert 1 000 Mikrowatt/m². Im Kita-Innenbereich stellte sie 560 Mikrowatt/m² fest. Selbst die Messwerte der Wingertschule (400 außen, 274 in einem Klassenraum) seien nach baubiologischer Einschätzung "noch extrem."

Richtig heftig bestrahlt wird die Familie Stroh in der Solmischen Weiherstraße von einer Antenne am Nachbarhaus: Außen liegen die Werte bei 36 000 Mikrowatt/m². Brigitta Schröder: "Das geht schon in Richtung Grenzwerte". In der Wohnung der Familie stellte sie 27 700 Mikrowatt/m² fest. "Tag und Nacht, das ist harter Tobak." Und natürlich hätten die Bewohner unter typischen Beschwerden zu leiden. Dabei liegt Deutschland mit seinen zugelassenen Grenzwerten für gepulste Hochfrequenz-Strahlungen hundert- und sogar tausendfach über denen der Schweiz, Österreich, Italien, Finnland, Russland und China. "Man muss sich vorstellen, dass ist wie in einer Disco, in der das Licht so schnell an und ausgeknipst wird, dass manche Leute ohnmächtig werden." Genau das geschehe mit den Hochfrequenzwellen, jedoch 270 mal pro Sekunde."

Und dabei seien inzwischen weit unter den Grenzwerten Beschwerden - angefangen von Kopfschmerzen und Schlaflosigkeit bis zu Tinnitus und Haarausfall - dokumentiert. Ein schwedischer Wissenschaftler bewies bei Versuchen mit Ratten, dass Mobilfunkstrahlen die Blut-Hirn-Schranke öffnen, so dass schädigende Stoffe eindringen können. Andere Studien zeigten eine Veränderung der Hirnströme und eine Blutkörperchen-Zusammenballung. Brigitta Schröder: "Inzwischen können wir nachweisen, es gibt deutliche Veränderungen im menschlichen Organismus, aber es fehlt noch der Beweis, dass sie krank machen."

Die BI fordert, Sendemasten außerhalb von Wohngebieten zu installieren. Doch dazu müssen die Betreiber erst einmal gebracht werden, und das gehe nur mit Druck und Unterstützung der Kommunen, betont Fritz Braun, BI-Sprecher aus Langen. Pfarrer Matthias Engel - der Umweltbeauftragte des Dekanats Alzey hatte die Gesprächsleitung - berichtete von einem Beschluss in Maintal, wonach künftig auf städtischen Gebäuden keine Mobilfunkantennen installiert werden.

Kontakt mit der BI ist in Dreieich unter Tel. 63910 und 83 04 09 möglich.

Kurzer Kommentar der Elektrosmognews: Was die Grenzwerte betrifft, so irrt die Baubiologen. Diese liegen noch deutlich höher. Baubiologen fordern jedoch Werte deutlich unter 100 Mikrowatt pro Quadratmeter, nachts unter 1 Mikrowatt.

Nächste Demo: München,  Frühjahr, Termin und Ort noch offen

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