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Mobilfunkforschung: Abhängiger Industrieforscher Bornhausen erhält Auftrag vom Bund

Quelle: Eigene Recherchen sowie Artikel der Süddeutschen Zeitung vom 29.01.2003

Der aus Betreiberveranstaltungen, Hotlines des IZMF (Lobbyverband der Mobilfunkindustrie) usw. bekannte Industriewissenschaftler Dr. Michael Bornhausen wird im April einen von 17 Forschungsaufträgen erhalten, die das Bundesumweltministerium bis zum Jahr 2005 im Bereich Mobilfunk und Gesundheit durchführen wird. Lesen Sie dazu den heutigen Artikel der Süddeutschen Zeitung sowie anschließend unseren Kommentar dazu:

Hier der Artikel:

Campus München

Der Feld-Versuch

Erstes physiologisches Langzeitexperiment zum Reizthema Mobilfunk - LMU-Forscher testen an Ratten, ob elektromagnetische Strahlung von Handys und Mobilfunkmasten Auswirkungen auf die Lernfähigkeit hat

Von Philip Wolff

Lernen ist furchtbar kompliziert. Um zu verstehen, zu speichern und zu erinnern, setzt das Gehirn eine Fülle von Prozessen in Gang. Ionen werden durch Kanäle transportiert, Zellmembranen müssen die richtige elektrische Ladung aufweisen, die Synthese so genannter Neurotransmitter muss funktionieren. Bereits die kleinste Schwäche im zentralen Nervensystem kann die Lernfähigkeit behindern, und darum verrät das plötzliche Nachlassen dieser Fähigkeit besonders schnell, wenn unsichtbare Umwelteinflüsse den Organismus bedrohen. Viele Menschen fürchten, dass ausgerechnet elektromagnetische Felder, wie Handys und Mobilfunkmasten sie erzeugen, eine solche Wirkung haben könnten. Zwei Münchner Wissenschaftler machen sich die empfindlichen Prozesse des Lernens jetzt zunutze, um in einer ersten Langzeitstudie zum Thema Mobilfunk zu ergründen, was an der Befürchtung dran ist. Sie testen dies an Ratten, die künstliche Hindernisse bei der Futtersuche überwinden müssen.

Hebel zum Futter

Den Zuschlag werden der Tiermediziner Manfred Stangassinger und der Humanmediziner Michael Bornhausen voraussichtlich im April erhalten. Das Experiment ist eines von 17 Mobilfunk-Forschungsprojekten, die das Bundesumweltministerium bis zum Jahr 2005 mit mehr als 8,5 Millionen Euro fördern will. Die Apparate der beiden Forscher stehen schon bereit – in einem Nebenraum der Ställe, die die Tierärztliche Fakultät an der Universität München (LMU) unterhält. Stangassinger lehrt Physiologie an der LMU, Bornhausen hat als Gastforscher die Geräte mitgebracht, die er früher beim GSF-Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit bereits in ähnlichen Testverfahren einsetzte: so genannte Skinnerkäfige, benannt nach dem amerikanischen Psychologen Burrhus Frederick Skinner.

Einige hundert Ratten dreier unterschiedlicher Generationen sollen in den Skinnerkäfigen Lernaufgaben bewältigen – Tiere, die teils schon während der Embryonalphase in simulierten elektromagnetischen Fernfeldern der Übetragungstechniken GMS und UMTS gehalten werden. „Jedesmal, wenn sie diesen kleinen Hebel am Käfigboden betätigen, bekommen sie eine Futterkugel“, erklärt Bornhausen, während er sich tief über die mit einer mächtigen Holzkiste verkleidete Käfig-Reihe beugt. Die Behältnisse sind verdrahtet und verkabelt, und neben der Kiste stehen Prozessoren und Rechner, die das Treiben der Ratten aufzeichnen und speichern sollen: eine Mischung aus Kleintierstall und Hightech-Labor.

Jeweils fünf gewöhnliche Ratten und fünf Tiere, die so stark bestrahlt werden, als ob sie in unmittelbarer Nähe eines Sendemasts lebten, sollen sich dort künftig Nacht für Nacht ihre Futterration durch Intelligenz-Leistungen verdienen. „Die Experimentatoren wissen nicht, welche Ratte welcher Gruppe angehört“, sagt Bornhausen. Schließlich sollen sie die Ergebnisse vorurteilsfrei auswerten. „Das Thema ist stark mit Emotionen und Vorurteilen behaftet“, erklärt der Mediziner. Allein in Bayern gibt es 700 Bürgerinitiativen, die sich gegen die Aufstellung neuer Sendemasten wehren – und sich dabei auf wissenschaftliche Ergebnisse berufen. Doch die basieren nach Stangassingers Worten „weder auf Langzeit-Untersuchungen, noch sind sie in vivo wiederholbar“. In vitro, in Reagenzglas oder Petrischale, dagegen zeigten Zellen durchaus Reaktionen, „aber wir bestehen ja nicht aus isoliert herumfliegenden Zellen, sondern wir sind Organismen“, sagt der Tiermediziner. In vivo also, mitten im Leben, sollen die Hochfrequenz-Felder nun wirken oder wirkungslos bleiben – Ausgang offen.

Haben die Ratten einmal gelernt, dass sie nur auf Hebeldruck Futter bekommen, wofür sie im Durchschnitt ein bis zwei Nächte benötigen, wird der Schwierigkeitsgrad erhöht. Dann müssen die Tiere den Hebel bis zu acht mal drücken. Schließlich kommt ein Lichtsignal hinzu. Während es leuchtet, ist die Futterfunktion des Hebels außer Kraft gesetzt. Die Ratte soll lernen, das Erlöschen der Lampe abzuwarten. Tappt sie schon vorher ungeduldig auf den Hebel, verlängert sich die Lichtphase. Ausgewählt werden für die Versuche jeweils die intelligentesten Tiere eines Wurfs – Sprösslinge einer Eltern-, einer Kinder- und einer Enkelgeneration. Über drei Jahre werden sich Versuche und Auswertungen zur Lernfähigkeit der Ratten hinziehen, bei denen nebenher das gesamte Leben der Tiere dokumentiert werden soll: Gibt es Schwierigkeiten bei Schwangerschaft oder Geburt? Bei der Entwicklung im Jugend- oder Erwachsenenstadium? Sind die bestrahlten Ratten nervöser? Hektischer? Anfälliger?

„Natürlich ist der Mensch empfindlicher als die Ratte“, sagt Stangassinger. Doch „ob hinter den Befindlichkeitsstörungen“, wie sie so mancher Nachbar eines Sendemastes an sich entdeckt, „wirklich der Mobilfunk steckt“, das könne der erste Langzeitversuch mit weitgehender Sicherheit auch am Beispiel Ratte klären. Zugleich wollen die Wissenschaftler das Immunsystem der bestrahlten und nichtbestrahlten Ratten im Vergleich testen. Und sie wollen herausbekommen, ob tatsächlich die Blut-Hirnschranke bei bestrahlten Tieren unter künstlicher Erhöhung des Blutdrucks Schaden zu nehmen droht. Auch um die Funktionsfähigkeit dieses natürlichen Blut-Filters fürchten Mobilfunkgegner.

Auftrag von der Telekom

Und welches Ergebnis erwarten die Wissenschaftler? „Keines – wir gehen ohne jede Vorannahme an die Arbeit“, sagt Bornhausen. Dabei hatte er beim GSF zwischen 1995 und 1997 bereits einen ähnlichen Versuch unternommen – allerdings mit nur einer Ratten-Generation, die vor der Geburt im Mutterleib akut-bestrahlt worden war. Das Ergebnis damals: Die Felder hatten keine Wirkung. Keine schädliche und keine positive. Die Telekom, die das frühere Projekt in Auftrag gegeben hatte, wird auch für das kommende Vorhaben Bestrahlungskammern zur Verfügung stellen. Darin wollen die Wissenschaftler die Tiere außerhalb der nächtlichen Experiment-Phasen jeweils zwei unterschiedlichen GMS- und UMTS-Strahlungsstärken aussetzen. Dieser neue Langzeitversuch könne natürlich völlig anders ausgehen als das frühere Experiment, sagt Bornhausen. Wer das, vom eigenen Vorurteil überzeugt, nicht glauben will und Bornhausen ein gekauftes Ergebnis vorwirft, dem entgegnet der Wissenschaftler, das sei „eine große Unverschämtheit“.

Ansonsten sehen Stangassinger und Bornhausen dem Ausgang der Experimente emotionslos und pragmatisch entgegen. So emotionslos und pragmatisch, wie sie – auch privat – zum Thema Mobilfunk stehen: Zwar besitzen beide Wissenschaftler Handys, aber sie schalten sie selten ein. „Nur in Notfällen, da sind sie nützlich“, sagt Bornhausen. Und Stangassinger bestätigt: „Ja, immer erreichbar zu sein, ist einfach nicht gut fürs Nervenkostüm.“
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Kommentar der Elektrosmognews: Internetrecherchen zeigen schnell, wie "unabhängig" der sogenannte Umweltmediziner Dr. Michael Bornhausen ist.

Hier ein paar Beispiele:

http://www.esmog-augsburg.de/augsb-aktuell-stadt.htm

http://www.funkpause.de/www.funkpause.de/forum/messages/160.html (Bornhausen vertritt in Hotline IZMF)

http://www.izmf.de/download/9_Elektrosmogfalle120602.pdf

http://www.s-line.de/homepages/grosse_falterstrasse_42/Kontakt_mit.../Presse/Apr02/apr02.html

Des weiteren ist Dr. Bornhausen offensichtlich entgangen, dass Versuche dieser Art keineswegs das erste Mal stattfinden, und genügend besorgniserregende Ergebnisse zu diesen und anderen Versuchen vorliegen. Falls nicht, empfehlen wir ihm die Seite: http://www.electric-words.com/

Es gehört nicht viel Phantasie dazu, zu erahnen, welche Ergebnisse industrieabhängige Forschung liefert. Deshalb sollten Wissenschaftler mit nachweisbaren Verbindungen zur Mobilfunkindustrie von vornherein als befangen abgelehnt werden. Nach unseren Erkenntnissen ist bisher kein einziger der 17 Forschungsaufträge des BMU an einen unabhängigen Wissenschaftler vergeben worden, entsprechende Anträge wurden bisher abgelehnt. Für gegenteilige Informationen wären wir sehr dankbar und würden diese dann gern hier veröffentlichen.

Denn abhängige Forschung ist Verschwendung von Steuergeldern. Jeder Wissenschaftler weiss, wie man mit methodischen Tricks jedes gewünschte Ergebnis erzielen kann. Man sucht einfach dort, wo man weiss, dass man nichts findet. Ein einfaches Beispiel: Man untersucht Zellen, auf die Mobilfunkstrahlung keine Wirkung hat und ignoriert Ergebnisse an anderen Zelltypen, bei denen Ergebnisse auftraten (DNA-Schädigungen, Mikrokerne, beschädigte Reparaturprozesse usw.). Oder man nimmt sich eine Kontrollgruppe (Utteridge), bei der 75 % der Tiere auch ohne Mobilfunkstrahlung krebskrank waren und behauptet dann, es gäbe keine Unterschiede zwischen den bestrahlten und unbestrahlten Gruppen. Dass 75 % aller Tiere krebskrank waren, stellt man dann als normal hin. Der Phantasie des Industriewissenschaftlers sind dabei kaum Grenzen gesetzt.

Ziel solchen Tuns ist einzig und allein Verzögerung, Vertuschung und Verharmlosung. Die Industrie soll weiter ungestört arbeiten können und vielleicht kann man ja im Hintergrund still und heimlich Sendeantennen und Handys ersetzen, nur merken soll es keiner, vor allem nicht der Verbraucher. Dass dies bis dahin möglicherweise sehr viele Menschenleben kostet, wird billigend in Kauf genommen. Denn Handynutzer und Anwohner von Sendemasten sind doch selber schuld, wird ihnen gesagt. Warum benutzen sie denn Handys, dazu zwingt sie doch keiner oder warum wohnen sie denn bei Sendemasten, sie könnten doch wegziehen?

Eine solche Betrachtungsweise entbindet Anbieter gefährlicher Technologien jedoch nicht von ihrer Produkthaftung bis hin zu strafrechtlicher Verantwortung. Denn Studien gibt es bereits heute mehr als genug (http://www.electric-words.com/), dem Vorsorgeprinzip wird dennoch immer noch nicht Rechnung getragen. Wirtschaftliche Interessen werden höher bewertet als der Schutz der Gesundheit - zumindest kurzfristig.

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