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BMU dementiert - keine epidemiologischen Studien geplant

Rinder wichtiger als Kinder?

Quelle: Pressesprecherin des BMU, Stamer, 16.08.2002

Nur kurze Zeit, nachdem der für Mobilfunk zuständige Mitarbeiter des Bundesumweltministeriums telefonisch erklärt hatte, das BMU plane für das Jahr 2003 epidemiologische Studien im Umfeld von Mobilfunksendern, liess das BMU diese Information durch seine Pressesprecherin Stamer heute wie folgt dementieren:

"Das Bundesumweltministerium plant im Jahr 2003 eine Untersuchung der Wirkungen elektromagnetischer Felder auf Rinder und nicht eine epidemiologische Untersuchung. Das Bundesumweltministerium bleibt bei der Auffassung, dass mit einer epidemiologischen Untersuchung in der Umgebung von Mobilfunkmasten auf Grund methodischer Gegebenheiten etwaige Gesundheitsbeeinträchtigungen nicht aufgeklärt werden können.

Das Rinder-Projekt soll im Rahmen des Umweltforschungsplanes des Bundesumweltministeriums finanziert werden. Die Ausschreibung und Vergabe des Projektes nimmt das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS), eine dem Ministerium nachgeordnete Behörde, im nächsten Jahr vor. Projektanträge können nach Ausschreibung beim BfS gestellt werden, sind aber keinesfalls an einzelne Mitglieder des Bundesumweltministeriums zu richten.

In der Tat geht das Bundesumweltministerium nach wie vor jedem Hinweis auf mögliche Gesundheitsschäden, soweit es geht, nach. Damit auf möglichst breiter Basis der Frage nach den gesundheitlichen Auswirkungen elektromagnetischer Felder auf die Gesundheit nachgegangen werden kann, hat das Bundesumweltministerium in diesem Jahr ein Forschungsprogramm initiiert. Dafür werden bis 2005 mehr als 8,5 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Die Intensivierung der Forschung ist eine wichtige und notwendige Vorsorgemaßnahme.

Im übrigen legt der zitierte BMU-Mitarbeiter Wert auf die Aussage, dass seine Kinder selbstverständlich Handys benutzen dürfen, wenn es erforderlich ist."

Kommentar der Elektrosmognews:

Sind Rinder wichtiger als Kinder? Mit dieser Mitteilung hat die rot-grüne Regierung mit Sicherheit einige Tausend Wählerstimmen verloren. Selbst Laien fragen sich, wie man denn bei Rindern (im Gegensatz zu Menschen) die vermeintlichen Probleme "methodischer Gegebenheiten" lösen will. Auch das sonst so gern benutzte Argument, dass Versuche am Menschen "unethisch" seien, greift hier ins Leere, da diese Versuche bereits live und bundesweit an der unfreiwillig bestrahlten Bevölkerung stattfinden. Vielmehr liegt hier die Vermutung nahe, dass bestimmte interessierte Gruppen die Durchführung epidemiologischer Studien aus finanziellen Gründen verhindern wollen.

Epidemiologische Untersuchungen sind ein anerkanntes, oft das einzige Mittel, zur Identifizierung von Noxen (gesundheitssschädigenden Umwelteinflüssen). Diese fanden im Umkreis von Rundfunk- und Fernsehsendern bereits in mehreren Ländern statt, mit erschreckenden Ergebnissen. Ein ganz aktuelles Beispiel sind Häufungen von Leukämie im Umfeld von Radio Vatikan in Italien (siehe aktueller Newsletter der Forschungsgemeinschaft Funk), auch hierzu wurde eine epidemiologische Studie erstellt.

Wissenschaftler haben inzwischen die ersten epidemiologischen Studien im Umfeld von Mobilfunksendern durchgeführt (Santini/Frankreich, Kundi/Österreich, Perreta/Spanien). Eine spanische Untersuchung der Universität  Valencia (Januar 2002) verband dies erstmalig mit Messungen der Feldstärke und kam ebenfalls zu deutlichen Ergebnissen: Gesundheitsprobleme bereits bei Feldstärke-Werten um 500 Mikrowatt/Quadratmeter, damit deutlich (mehrtausendfach) unterhalb der thermisch orientierten ICNIRP-Grenzwerte.

Untersuchungen bei Rindern sind sicher für Landwirte wichtig und auch von wissenschaftlicher Bedeutung, jedoch sollte der Mensch im Vordergrund stehen, der ohnehin seit Jahren dem Live-Versuch der Mobilfunkbestrahlung ausgesetzt wird. Es ist ohnehin schon eine Schande, daß Schadensstatistik heute Vorsorgepolitik ersetzt.

Nur flächendeckende epidemiologische Untersuchungen im Umfeld von Mobilfunksendern, verbunden mit Messungen der Feldstärke und Erhebung weiterer wichtiger Faktoren (DECT, Handy, andere Umwelteinflüsse) können deutliche Klarheit und aussagekräftige Ergebnisse bringen. Die Bevölkerung wird es nicht akzeptieren, dass diese Untersuchungen nicht stattfinden sollen. Von zu kleinen Fallzahlen kann mittlerweile in keiner Weise mehr die Rede sein, bei vielen tausenden Sendern in Deutschland, wobei jeweils viele Menschen betroffen sind, und zwar nicht nur die Menschen in unmittelbarer Nähe des Senders.

In Abhängigkeit von Sendeleistung, Strahlrichtung, Topographie, Gebäudedämpfung, Höhenunterschied und anderen Faktoren werden baubiologische Richtwerte oft noch in kilometerweitem Abstand übertroffen. Entsprechend ergeben sich nach jahrelanger Bestrahlung dosisabhängig die bekannten Krankheitsbilder.

Erwähnen möchten wir auch noch den Tod von Hühnerküken, die Mobilfunkstrahlung ausgesetzt waren. Hierzu wurden mittlerweile nicht nur wissenschaftliche Versuche (Varga u.a.) durchgeführt, die nach relativ kurzer Bestrahlung zum Tod der Küken führten (unterhalb der Grenzwerte). Bei geringerer Bestrahlung kam es „nur“ zu Missbildungen. Eine vor kurzem auf dem Fernsehsender Arte ausgestrahlte Sendung zeigte auf einem französischen Bauernhof das gleiche Ergebnis (nach Inbetriebnahme eines Mobilfunksenders schlüpften keine Küken mehr, in den Eiern fanden sich nur Reste nicht vollständig ausgebildeter Extremitäten).

Genau die gleichen Beobachtungen machten mittlerweile mehrere Bauernhöfe, z.B. in Thüringen.

Hieraus ergäbe sich ebenfalls eine Möglichkeit, eine videodokumentierte Tierversuch-Studie durchzuführen (Bestrahlung von befruchteten Hühnereiern: 1. mit Handystrahlung in Grenzwerthöhe (oder knapp darunter), unabgeschirmt. 2. mit Handystrahlung in Grenzwerthöhe, abgeschirmt. 3. im Richtungsstrahl eines Mobilfunksenders, unabgeschirmt. 4. im Richtungsstrahl eines Mobilfunksenders, Embryonen abgeschirmt. Jeweils natürlich mit genauer Dokumentation der Feldstärke etc.

Am wichtigsten sind jedoch nach wie vor flächendeckende epidemiologische Untersuchungen im Umfeld von Mobilfunksendern, verbunden mit Messungen der Feldstärke, wie oben beschrieben. Diese sind methodisch problemlos durchführbar und würden zu wichtigen Ergebnissen führen. Das Argument der "methodischen Probleme" ist haltlos.

Hier können Sie dem Bundesumweltministerium Ihre Meinung schreiben: service@bmu.de

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