Pressemitteilung des Bundes Naturschutz in Bayern e.V.
12.12.2011
Der Bund Naturschutz in Bayern unterstützt das Moratorium von Diagnose-Funk e.V.
Derzeit wird in Bayern der digitale Behördenfunk (BOS) aufgebaut.
Bisherige Erfahrungen im In- und Ausland haben gezeigt, dass der
Funkstandard TETRA, der eingesetzt werden soll, nicht zuverlässig
funktioniert, gesundheitlich bedenklich ist und nicht in einem
tragbaren finanziellen Rahmen aufgebaut und betrieben werden kann.
Der Bund Naturschutz unterstützt das Behördenfunk-Moratorium von
Diagnose-Funk e.V. in Bayern und wird in Zukunft enger mit
Diagnose-Funk e.V. Bayern zusammenarbeiten.
Seit mehreren Jahren wird in Deutschland am Aufbau eines digitalen
Funknetzes für Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben
(BOS) im TETRA-Standard gearbeitet. Bisherige Erfahrungen im In- und
Ausland stellen die gesundheitliche Unbedenklichkeit des
TETRA-Standards in Frage. Verzögerungen bei der Einführung lassen an
der technischen Tauglichkeit und an angemessenen Kosten zweifeln.
„Landesweit sind viele Bürger sehr besorgt, aber die Behörden
ignorieren Gesundheitsrisiken – das Vorsorgeprinzip wird nicht
beachtet. Es ist unerträglich, dass der Staatssekretär im
Innenministerium, Gerhard Eck, erklärt „der Digital-Funk ist in
keinster Weise gesundheitsgefährdend“, aber die WHO im Frühjahr 2011
Mobilfunkstrahlung als potentiell krebserregend einstuft,“ so Helga
Krause, Leiterin der Arbeitsgruppe Mobilfunk beim Bund Naturschutz.
„Die Wirkungen auf Schwangere, Föten, Kinder und Implantat-Träger sind
bei Mobilfunktechniken nicht ausreichend geklärt, es sind Schäden durch
Langzeitwirkungen zu erwarten. Die Belastung ist bereits jetzt durch
die flächendeckende Versorgung mit Mobilfunk und die enorme Zunahme
drahtloser Geräte im täglichen Leben sehr hoch. Im flächendeckenden
TETRA-Netz werden die Antennen zudem, im Gegensatz zum analogen
Behördenfunk, rund um die Uhr senden. Dabei dürfte die Pulsung der
Strahlung biologisch besonders wirksam sein – im negativen Sinne“, so
Krause.
Auch die Gesundheit der Mitarbeiter von „Blaulichtorganisationen“,
die häufig in unmittelbarer Körpernähe mit den Handgeräten arbeiten
müssen, sollte nicht gefährdet werden! Das Vorsorgeprinzip muss auch
hier eingehalten werden.
„Als langjähriger zweiter Bürgermeister habe ich mit Protesten und
Fragen besorgter Bürger Erfahrung. Nun heißt es, dass die Einführung
des TETRA-Funks längst beschlossene Sache ist und die Flächen für die
Funkstationen gefunden und die Funkmasten gebaut seien. Da werden
demokratische Strukturen außer Kraft gesetzt, da wurde wieder einmal
ohne öffentliche und verantwortungsvolle Diskussion von oben herab
verordnet.“ kritisiert Sebastian Schönauer, stellvertretender
Landesvorsitzender des Bund Naturschutz.
Immer mehr Kommunen wehren sich gegen TETRA-Funk. Kommunalvertreter
und Bürger erkennen, dass das Innenministerium wesentliche neue
Erkenntnisse ignoriert. Auch über geplante Standorte wird nicht
ausreichend informiert. Die Begründung, dies solle Terroranschläge
verhindern, ist nur vorgeschoben, da die über 40 Meter hohen Masten
leicht erkennbar wären. Auch die ungeklärte Finanzierung von Aufbau und
Betrieb fördert den Widerstand.
„Der Bund Naturschutz in Bayern e.V. unterstützt das von
Diagnose-Funk e.V., Landesverband Bayern, geforderte Moratorium für den
TETRA-BOS-Behördenfunk“, so Sebastian Schönauer, stellvertretender
Vorsitzender des Bund Naturschutz.
Die Empfehlungen an die Bürgermeister und Landräte in Bayern, im Moratorium von Diagnose Funk e.V. in Bayern, lauten:
„Solange nicht die technische Tauglichkeit und Sicherheit des
Funksystems nachgewiesen sowie die gesamte Finanzierung und
gesundheitliche Unbedenklichkeit von Digitalfunk-Sendern und
-Endgeräten für Anwohner und Einsatzkräfte aufgezeigt werden können,
lehnen wir Sender-Standorte auf unserem Gemeindegebiet ab.
Wir bitten das Staatsministerium des Innern, auf Bundesebene zu
fordern, das Projekt „TETRA-BOS-FUNK Deutschland“ auf einen
unabhängigen und öffentlich transparenten Prüfstand zu stellen und bei
der Klärung der Mängel und Risiken auch Alternativen zu untersuchen.
Während des grundsätzlich ergebnisoffenen Moratoriums soll der teure
Ausbau von Standorten in der Fläche ausgesetzt werden.“
In Bayern gibt es heute 134 Gemeinden, die ihren Widerstand gegen
TETRA in 47 Landkreisen formuliert haben, 66 Kommunen haben mindestens
einen TETRA Standort abgelehnt. In 20 Kommunen gibt es offizielle
Ratsbeschlüsse zu oben genanntem Moratorium.
„Das zentrale Anliegen von Bund Naturschutz e.V. und Diagnose-Funk
e.V. ist ein von Lobbyinteressen der Industrie und Politik unabhängiger
Gesundheits- und Umweltschutz im Bereich Funktechniken. Die
Zusammenarbeit soll zu mehr Demokratie und Schutz zugesicherter Grund-
und Schutzrechte beitragen“, erläutert Sebastian Schönauer.
Die gemeinsamen drei Hauptforderungen sind
· Aufklärung der Öffentlichkeit über den Stand internationaler Erkenntnisse,
· Unterstützung von Projekten unabhängiger Forschung
· gesundheits- und umweltverträglichen Techniken der Kommunikation.
„Die besondere Sorge gilt dabei vor allem dem Schutz unserer Kinder,
die nun als erste Generation lebenslang der Strahlung ausgesetzt sind“,
so Krause. „Eine erste Zusammenarbeit gab es bereits im Jahr 2010, als
der Bund Naturschutz die „Petition für Gesundheitsvorsorge und
Einbeziehung der Bürger und Kommunen beim Aufbau des BOS-Funks“ von
Diagnose-Funk e.V. unterstützte. Ein weiterer Schritt war im Herbst
2011 der Flyer „Mobilfunkstrahlung – Ein besonderes Risiko für Kinder
und Jugendliche“, gemeinsam mit fünf weiteren Umwelt- und
Verbraucherschutzorganisationen“.
Für Rückfragen:
Dr. Herbert Barthel, Referent für Energie und Klimaschutz, Tel.: 0911-81878-26
http://www.bund-naturschutz.de/presse/pressemitteilungen/detail/artikel/1943/pm/60efead00620498e8976b7217890bdec.html
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